Sehr geehrte Mitglieder des Darmstädter Magistrats,
sehr geehrte Fraktionsvorsitzende der Stadtverordnetenversammlung,
wir, die Bürgerinitiative „Büchereien bleiben“ wenden uns heute noch einmal an Sie, weil nach unseren Informationen in den nächsten Tagen weitreichende Entscheidungen bezüglich der Stadtteilbibliotheken in
Arheilgen und Bessungen getroffen werden sollen.
An dem im Sommer vorgestellten Konzeptentwurf „Stadtbibliothek 2020“ wurden unseres Wissens bisher keine inhaltlichen Korrekturen oder Ergänzungen vorgenommen, bei denen unsere Kritikpunkte (Umsetzbarkeit, Finanzierung, Sicherstellung der Öffnungszeiten, etc.) in Betracht gezogen wurden. Zur weiteren Verdeutlichung der
Unausgereiftheit des Konzeptes für die Zukunft unserer Stadtbibliothek und deren Zweigstellen haben wir uns in diesem
Zusammenhang noch einmal intensiv mit der geplanten Anschaffung eines neuen Bücherbusses und den dafür im Haushaltsentwurf vorgesehenen Geldern beschäftigt und dazu Erfahrungen aus anderen Städten (Freiburg, Münster, Stuttgart) recherchiert. Die Ergebnisse dieser Recherchen und unsere daraus folgenden Thesen wollen wir
Ihnen kurz vorstellen:
These 1): die von Ihnen im Haushalt eingestellten 300000 Euro reichen nicht für die Anschaffung eines zufriedenstellenden Büchereibusses.
Die Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass Größenordnungen von über 450000 Euro für die Anschaffung eines Busses realistisch sind.
In Münster (Westfalen) wurden 400000 Euro im Haushalt bereitgestellt, der Kauf scheiterte, weil sich diese Summe als zu niedrig erwies.
These 2): die Inbetriebnahme eines neuen Busses vor 2014 ist auch bei einer schnellen Entscheidung unrealistisch.
Bibliotheksbusse gibt es nicht von der Stange. Bis ein Bus bestellt werden kann, sind einige Dinge abzuwarten (Genehmigung des Haushaltes durch den RP, (europaweite?) Ausschreibung des Auftrags
mit detaillierter Leistungsbeschreibung etc.).
Ist der Bus bestellt, ist mit relativ langen Lieferzeiten zu rechnen, da es sich um Spezialanfertigungen handelt. Die Erfahrungen aus Stuttgart und Freiburg zeigen, dass das dauern kann.
These 3): eine vernünftige Bibliotheksversorgung mit dem vorhandenen Bus in Darmstadt ist nicht zu gewährleisten.
Schon in diesem Jahr ist es beim 39 Jahre alten Darmstädter Bibliotheksbus wiederholt zu Ausfallzeiten gekommen, weil der Bus repariert werden musste. Den Bus noch intensiver als bisher zu nutzen, um die Öffnungszeiten in Arheilgen und Bessungen zu gewährleisten, scheint uns völlig unrealistisch, da die Kapazitäten dazu nicht reichen und das das Ausfallrisiko noch stärker erhöhen würde.
Hinzu kommt, dass der alte Bus weder barrierefrei noch umweltzonengeeignet ist.
Unsere Schlussfolgerung: eine sofortige bzw. kurzfristige Schließung der Stadtteilbibliotheken, wie Sie sie planen, gefährdet die Bibliotheksversorgung in den Stadtteilen für nicht abschätzbare Zeiträume und ist bildungspolitisch nicht zu verantworten. Unsere Forderung: Aufschub der geplanten Schließungen, um Zeit für die Prüfung glaubhafter und vernünftiger Konzepte zu haben. |
Zur Illustration haben wir Ihnen als Quelle die Presseberichte aus Münster, Freiburg und Stuttgart angehängt.
Und da wir hinterher nicht in der Zeitung lesen wollen „Politiker zeigen sich überrascht“, möchten wir unsere Befürchtungen „zu Protokoll geben“ und schicken dieses E-Mail auch an die Lokalredaktion des Darmstädter Echos.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Im Namen der Bürgerinitiative „Büchereien bleiben“:
Dr. Silke Albermann, Sven Hinderlich, Catharina Frank, Elvi Niehaus-Blume, Patricia Grove-Smith,
Anna Kaufmann, Anke Wiertelorz, Brigitte Wechsler-Albrecht, Anastasia Chalepoudi, Wolfgang Hertling
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