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Nov 24th, 2010 Comments: 0

Offener Brief an die Leitung der Stadtbibliothek und deren Zweigstellen, an die Stadtverordneten der Stadt Darmstadt, sowie an die Zeitungen Darmstädter Echo, Arheilger Post, Bessunger Neue Nachrichten und Lokalanzeiger Eberstadt

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Darmstadt, den 24.11.2010

Sehr geehrte Damen und Herren,

es sind gerade einmal acht Monate vergangen, seit der Magistrat der Stadt Darmstadt vorgeschlagen hat, den Bücherbus ab zu schaffen sowie die Bessunger und die Arheilger Stadtteilbibliothek zu schließen.

Nur auf Grund von Protesten der Darmstädter Bürger, unterstützt durch die Bürgerinitiative „Büchereien-bleiben“, wurde dieser Plan nicht in die Wirklichkeit umgesetzt.

Um trotzdem in diesem Bereich sparen zu können, sollen nun die Öffnungszeiten aller Stadtteilbibliotheken ab dem 1.1.2011 drastisch reduziert werden. Ganz konkret bedeutet das Folgendes:

In Arheilgen, Bessungen und Eberstadt sollen die Bibliotheken an jeweils einem Vor- und einem Nachmittag (an jeweils verschiedenen Wochentagen) geöffnet haben: vormittags 3 Stunden und nachmittags 4 Stunden. In Kranichstein soll die Bibliothek zwei Nachmittage á 4 Stunden geöffnet sein. Das entspricht im Mittel einer Reduzierung der Öffnungszeiten um die Hälfte! Das ganze wird im Presseservice der Stadt angepriesen als „neues Personaleinsatzkonzept“ welche eine „Optimierung der Öffnungszeiten ermöglicht“. Vor nicht allzu langer Zeit hat man 10 Euro Jahresgebühr eingeführt – die viele Menschen bereitwillig bezahlen. Eine sang- und klanglose Halbierung der Öffnungszeiten wird daher sicherlich nicht positiv aufgenommen.

Wir sehen noch Weiteres auf die Nutzer der Bibliotheken zukommen:

Am ersten Öffnungstag sind die Stadtteilbibliotheken bei den zur Zeit bestehenden Öffnungszeiten schon jetzt sehr stark besucht, so dass Menschen mit einem oder mehreren Kindern oder älteren Menschen (evtl. mit Gehilfen) keinen ruhigen und entspannenden Bibliotheksbesuch erleben können. Wenn dann bei „optimierten“ Öffnungszeiten die Besucher, die sonst an den anderen Tagen kommen, auch noch an diesem einen Nachmittag die Bibliothek nutzen werden, wird ein Bibliotheksbesuch unzumutbar. Dieser Zustand wird sicherlich eine große Anzahl Leser dazu bewegen, die Stadtbibliothek als Ganzes und nicht nur die Stadtteilbibliotheken nicht mehr zu nutzen.

Aber auch aus rein organisatorischen Gründen wird die Stadtbibliothek viele Leser verlieren. Wenn die Stadtteilbibliotheken tatsächlich nur noch an einem Nachmittag geöffnet haben werden, können viele jüngere Leser das Angebot nicht mehr nutzen. Weil eben genau auf diesen Nachmittag z.B. der Flöten-, Schwimm- oder Judokurs fällt, der Schultag sehr viel länger ist, die Eltern länger arbeiten und das Kind im Hort ist oder die Oma keine Zeit hat mit in die Bücherei zu gehen. Auf diese Weise würde wieder vielen Kindern der Zugang zum Lesen und damit zu Bildung versperrt.

Wer sich als Stadt kinderfreundlich, zukunftsorientiert und bildungspolitisch engagiert zeigen möchte, darf an solchen Einrichtungen keine Kürzungen vornehmen.

Der Weg, der jetzt aufgezeigt wird, wird auf eine schleichende Schließung der Stadtteilbüchereien hinauslaufen. Der Schritt von 7 Stunden pro Woche auf 0 Stunden ist nicht sehr groß, zumal sich bei so geringen Öffnungszeiten irgendwann die Kosten für die Räumlichkeiten der Bibliotheken nicht mehr rentieren und die Ausleihzahlen sich sicherlich drastisch reduzieren werden.

Wir bitten Sie eindringlichst: Investieren Sie in die Zukunft Darmstadts und in die Bildung der Kinder, ermöglichen Sie allen Bürgern Zugang zu unabhängigen Informationen, erleichtern Sie die Integration von fremdsprachigen Mitbürgern indem Sie die Öffnungszeiten der Stadtteilbibliotheken unverändert lassen!

Die Stadt Darmstadt muss sparen, darin sind wir uns einig. Aber wenn nun auch im Bereich der Bibliotheken Gelder gekürzt werden sollen, so lassen sich sicherlich kostengünstigere Modelle finden, um JEDE Stadtteilbücherei an drei Nachmittagen zu öffnen. Vorstellbar wäre z.B. der Einsatz von Schülern/Studenten/Ehrenamtlichen zum Verleih und zur Rücknahme der Bücher an den zusätzlichen Nachmittagen unter Anleitung von festangestelltem Personal. Auch die Möglichkeit eines Sponsoring durch eine oder mehrerer Darmstädter Firmen wäre denkbar, um dadurch weiteres Personal einzustellen.

Gerne sind wir bereit, uns mit den Verantwortlichen seitens der Bibliotheken und der Politik an einen Tisch zu setzen, um mögliche Alternativen zu diskutieren.

Denken Sie an die Bürger dieser Stadt und sprechen Sie uns an. Die Büchereien liegen uns sehr am Herzen und wir wollen die Menschen in den Stadtteilen, die uns unterstützen, nicht im Stich lassen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. S. Albermann
C. Binder
A. Chalepoudi
C. Frank
S. Hinderlich
S. Sacher

Presseservice Stadt Darmstadt vom 01.11.2010
„Ab 1. Januar 2011 haben die Zweigstellen Arheilgen, Bessungen, Eberstadt und Kranichstein an zwei statt bisher an drei Tagen geöffnet. Der Bibliotheksbus fährt weiterhin alle Haltestellen mit dem gewohnten Fahrplan an. Unverändert bleiben die Öffnungszeiten der Hauptstelle im Justus-Liebig-Haus sowie der Einsatz des Bibliotheksbusses.“
Quelle: http://www.darmstadt.de/presseservice/einzelansicht/article/neues-personaleinsatzkonzept-ermoeglicht-optimierung-der-oeffnungszeiten-in-den-stadtteilbibliotheke/nocache/index.htm

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